Während am Montagabend noch einige Fans des SV Werder Bremen nervös auf ihr Handy geschaut haben dürften, ob Romano Schmid den Verein doch noch auf den letzten Metern des Transferfensters verlässt, befand sich der Spielmacher nicht bei einem Medizincheck irgendwo in Europa, sondern bereits bei der österreichischen Nationalmannschaft in Windischgarsten. Auf dem Platz stand er dort jedoch auch am Dienstag noch nicht, da ihn weiterhin Nackenprobleme plagen, die er sich bereits vor dem Leverkusen-Spiel am vergangenen Wochenende zugezogen hatte. Mit einem Augenzwinkern hatte Schmid anschließend selbst erklärt, die Beschwerden könnten daher rühren, dass er aktuell „so viel auf das Handy schaut“. Ein entscheidendes Angebot eines anderen Vereins ploppte bis zum Ende des Transferfensters am Montagabend jedenfalls nicht mehr auf – Schmid bleibt also in Bremen.
Ein Szenario, mit dem vor Beginn der Transferperiode nicht unbedingt zu rechnen war. Zwar hatte der 25-Jährige immer wieder betont, wie wohl er sich bei Werder fühle, den nächsten Karriereschritt aber auch nie ausgeschlossen. Zudem wechselte Schmid im Sommer erneut seinen Berater und wird seitdem von der Londoner Agentur CAA Base vertreten, die in der Premier League bestens vernetzt ist. Auch der Marktwert des Österreichers (17 Millionen Euro) machte ihn zu einem heißen Wechselkandidaten, weil Werder bekanntlich Transferüberschüsse erzielen wollte und grundsätzlich muss, was im Sommer nicht gelungen ist. Im Fall von Schmid gab es trotz mehrerer loser Anfragen kein einziges Angebot, das am Osterdeich einging. Werders Sportchef Clemens Fritz erklärte: „Wir haben gesagt: Wenn es für uns wirtschaftlich und für den Spieler sportlich Sinn macht, setzen wir uns an einen Tisch. Dazu ist es nicht gekommen.“
Weitere Verkaufskandidaten bleiben
Das galt übrigens nicht nur für Schmid, sondern auch für weitere mögliche Verkaufskandidaten wie Jens Stage oder Felix Agu. Während bei Stage auch dessen Verletzung (Belastungsreaktion im Fuß) eine Rolle gespielt haben dürfte, gab es bei Agu zwar Interesse verschiedener Vereine – wirklich konkret wurde es jedoch nicht. Auch wenn der Verbleib dieser drei Leistungsträger für den sportlichen Erfolg von Werder enorm wichtig ist, stellt sich dennoch die Frage, ob die Bremer Profis auf dem europäischen Markt vielleicht nicht den Stellenwert genießen, den man sich an der Weser vorstellt. Fritz sieht es gelassen: „Man kann es auch umdrehen und sagen, dass kein Spieler zu uns gekommen ist und gesagt hat, dass er unbedingt weg möchte. Jeder weiß, was er an Werder hat.“
Tatsächlich ist es ein Unterschied zu anderen Klubs, dass in Bremen weder Spieler öffentlich Abschiedsgedanken äußern noch Berater medial Druck auf Transfers aufbauen. Für das Binnenklima in der Kabine ist das ein Gewinn – für die angespannte Finanzlage des Vereins allerdings weniger hilfreich. Schließlich gab es trotz mehrerer Abgänge nur für Marvin Ducksch und Michael Zetterer eine Ablöse. Es ist zwar noch möglich, dass auf der Abgangsseite bei Werder etwas passiert, große Transfersummen wird das allerdings nicht mehr bringen. In einigen Märkten ist das Transferfenster noch offen – in Österreich (6.9.), Belgien (8.9.), Saudi-Arabien (10.9.) und der Türkei (12.9.). Ein Leistungsträger dürfte den Verein zwar mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr verlassen, doch bei Dikeni Salifou, Julian Malatini und Skelly Alvero denken die Bremer weiter über Abgänge nach. „Wir sind noch in dem einen oder anderen Gespräch“, sagte Fritz an.