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Sicherheit im Verkehr Hohe Fallzahlen: Wie der Kreis Diepholz Wildunfälle vermeiden will

Was Wildunfälle angeht, gibt es weiterhin hohe Fallzahlen im Landkreis Diepholz. Deswegen werden zeitnah weitere 200 rote Dreibeine aufgestellt, damit die Autofahrer vor Wildwechsel gewarnt werden.
29.08.2025, 16:44 Uhr
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Hohe Fallzahlen: Wie der Kreis Diepholz Wildunfälle vermeiden will
Von Micha Bustian
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Wildunfälle sind im ländlichen Raum keine Seltenheit. Mehr noch: Sie sind Alltag. Und das täglich mehrfach. Da macht auch der Landkreis Diepholz keine Ausnahme. 3185 Wildunfälle wurden in den Jahren 2022 bis 2024 registriert, erklärte Verkehrssicherheitsberaterin Johanna Hoffmann während einer Pressekonferenz in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Barrien. Bei den Unfällen seien 43 Menschen verletzt worden, acht davon schwer. Immerhin: Es gab keine Toten. Keine menschlichen Toten. Die Verwaltung reagiert jetzt darauf und will weitere 200 knallrote Dreibeine entlang der viel befahrenen Strecken im Landkreis aufstellen. Als Warnsignal für die Autofahrer.

Warum weitere Dreibeine aufgestellt werden

"Eine solche Aktion haben wir 2024 schon einmal durchgezogen", erinnert sich Volker Töllner vom Fachdienst Bürgerservice und Straßenverkehrsamt im Landkreis Diepholz. "Leider verzeichnen wir weiterhin hohe Wildunfallzahlen." Deshalb werde der Landkreis die Dreibein-Aktion wieder aufleben lassen. Die Finanzierung der Dreibeine läuft übrigens passend zum Thema. "Dafür wurden Bußgelder zur Verfügung gestellt", sagt Töllner. Hergestellt wurden die Dreibeine in Weyhe, eingelagert werden sie zu nahezu gleichen Teilen in Barrien und in Wehrbleck.

Stefan Schwier, Vorsitzender der Jägerschaft in der Grafschaft Diepholz, lobt die Zusammenarbeit mit der Polizei als wirklich gut. "Wir alle sind dem Wild und den Menschen verpflichtet", was einen großen Aufwand bedeute. Er rät allerdings dazu, die Dreibeine nur temporär aufzustellen, "sonst stumpfen die Autofahrer ab."

Übrigens: Im Landkreis Diepholz sterben aufgrund von Unfällen im Straßenverkehr jährlich zwischen 1400 und 1500 Rehe, 40 bis 60 Damhirsche und ungefähr 20 Wildschweine.

Was Autofahrern geraten wird

Wolfgang Rehling, Geschäftsführer der Verkehrswacht, beginnt mit Ironie. "Wir haben den Rehen noch nicht die Straßenverkehrsregeln beigebracht. Also geht es wohl nur über die Autofahrer." Seine Tipps: Augen auf und Gehirn anschalten, wenn das Wild in der Dämmerung aktiv wird. Das Wild könne alles, was sich schneller bewegt als mit 80 Stundenkilometern, nicht einschätzen. Deswegen komme es so oft zu Zusammenstößen.

Die roten Dreibeine sollen – ebenso wie die Wildwechsel-Verkehrsschilder – eine Erinnerung für die Autofahrer sein. Eine Erinnerung daran, dass es noch andere Lebewesen auf dem Erdball gibt: Rehe, Hirsche, Wildschweine, Hasen und Igel, um nur ein paar zu nennen. Und: Die Schilder sollten ernst genommen werden.

Thies Zimmermann rät zu einer aufmerksamen Fahrweise, denn, "oft folgen noch weitere Tiere, wenn eins die Straße überquert hat". Wolfgang Rehling, Geschäftsführer der Verkehrswacht, macht darauf aufmerksam, dass es auch von Relevanz ist, wo welche Früchte angebaut werden. Sollte sich dabei eine Änderung ergeben, "wechselt damit auch ein Unfallschwerpunkt". Johanna Hoffmeister, Verkehrssicherheitsberaterin der Polizei, nennt einen weiteren Unsicherheitsfaktor: "Wenn Maisernte ist, sollten bei Autofahrern alle Sensoren an sein."

Sollte Wild auf der Straße erscheinen, raten die Experten dazu, nicht ruckartig auszuweichen. Notfalls sollten Fahrer geradeaus weiterfahren, abbremsen und einen Zusammenstoß in Kauf nehmen. "Einen Blechschaden zahlt die Versicherung", erzählt Wolfgang Rehling.

Was mit angefahrenen Tieren geschieht

Kürzlich erst habe es eine Gesetzesänderung gegeben, berichtet Sabrina Stenzel, beim Landkreis zuständig für Sicherheit und Ordnung, also für allgemeine Gefahrenabwehr, Fischerei, Jagd, Waffen und Sprengstoff. Wer mit Schalenwild zusammenstoße, möge die Polizei oder den Förster anrufen. Die müssen dann vor Ort entscheiden, wie es weitergeht. "Schwer verletzte Tiere dürfen von besagten Kräften dann auch erlöst werden", erläutert Stenzel.

Schwer verletzte Tiere sind allerdings keine toten Tiere. Heißt: Sie können sich nach einem Unfall noch in den angrenzenden Wald schleppen, wo sie dann zusammenbrechen. "Jäger sind angehalten, die Qualen der Tiere auf ein Minimum zu reduzieren", weiß Kreis-Jägermeister Thies Zimmermann. Aber der Aufwand für die Jäger sei groß, denn "sie finden oft den Standort nicht." Dabei werde beim Landkreis eine Datenbank für Experten geführt. "Karten liegen vor", sagt Sabrina Stenzel.

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"Mit den Dreibeinen wollen wir die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöhen", erläutert Thies Zimmermann. "Sie sollen die Leute wachrütteln."

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